Inhaltsverzeichnis
Editorial
Die Unternehmenskultur ist der Charakter einer Firma. Wie bei Menschen kann diese Wesensart angenehm sein oder als unbehaglich empfunden werden. Im Change Management gilt die Unternehmenskultur als ein wesentlicher Ausgangspunkt, denn sie bestimmt, ob und wie Veränderungsprozesse angegangen werden. Die Unternehmenskultur kann den Wandel begünstigen oder behindern, gelegentlich sogar vereiteln. In einer Welt mit ständigem Druck zur Erneuerung ist „Corporate Culture“ selbst zum Auslöser von Veränderungsprozessen geworden. Wenn die Anpassungen der Firma an ihre dynamische Umwelt wegen einer resistenten, idyllischen oder phlegmatischen Kultur ausbleiben, muss diese Kultur stimuliert werden, um im Wettbewerb nicht das Nachsehen zu haben. Ansonsten droht zunächst der kulturelle und dann der ökonomische Niedergang, den viele Mitarbeiter und Kunden sogar unmittelbar, als persönliches Leid am eigenen Leib, erleben – und darauf mal leise, mal lauter reagieren. Denn die Kultur einer Firma ist kein theoretisches Konstrukt, sie beeinflusst das alltägliche Erleben. Diese Sonderausgabe von changement! zeigt die Kulturentwicklung als Königsdisziplin im Change Management. Sie lesen drei ausführliche Fallstudien: zur kulturellen Transformation von Lufthansa (ab Seite 18, CM1266433), zum kulturellen Mindset von Vaude, einem Mittelständler, der unter Experten als reife Organisation gilt (ab Seite 23, CM1266437) und zur Kommunikation als Enabler der Unternehmenskultur bei On, einem Schweizer Startup mit Kultstatus (als Interview ab Seite 10, CM1266427). Wenn etwas eine Unternehmenskultur ausmacht, so sind es die Werte der Firma. Der Philosoph Andreas Sommer erklärt, warum Werte bei Veränderungsprozessen nützlich sind und wie sie genutzt werden können (ab Seite 37, CM1266452). Jede neue Unternehmenskultur erfordert zunächst ein Verständnis darüber, wie die bisherige überhaupt beschaffen ist. Dazu gibt es die Instrumente zur Analyse der Unternehmenskultur, denen jeweils ein spezifisches Kulturverständnis zugrunde liegt. Die Expertin Sonja Sackmann stellt vier bewährte Modelle vor (ab Seite 31, CM1266444). Ein exklusives Ranking der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu zeigt, wie die Mitarbeiter der DAX-Unternehmen sowie der Top-Ten Firmen in den deutschsprachigen Ländern ihre Unternehmenskultur bewerten (ab Seite 28, CM1266441).

Unternehmenskultur
Kontraste greift kontroverse Debatten auf. Zwar ist im Change Management nichts nur so oder nur anders. Mittelwege bieten meist die besseren Lösungen. Deutliche Positionen helfen aber, die eigene Sicht- und Vorgehensweise zu klären. In dieser Debatte geht es um die Frage, wie sehr die Rivalität mit anderen für eine Transformation nützlich sein kann.
Die Bedeutung von Kommunikation für Veränderungsprozesse muss heute nicht mehr erklärt werden. Kommunikation bleibt aber nur ein Schlagwort und bewirkt wenig, wenn sie auf den Informationsaustausch zwischen Menschen reduziert wird. Kommunikation ist weitaus mehr, wie das Gespräch von Chefredakteur Martin Claßen mit zwei Insidern von On, einem seit sieben Jahren erfolgreichen Startup aus der Schweiz, zeigt: Kommunikation ist dort zum Enabler der Organisationskultur geworden.
In jeder Ausgabe stellen wir einen Fall vor und bitten zwei Change-Management-Profis, uns ihre persönliche Lösung mitzuteilen. Dieses Mal befassen sich Lorena Lescano von Merck und Sven Zeising von Bayer mit der Realisierung einer Kulturdiagnose vor einem großen Transformationsprozess.
Längst ist Fliegen gewöhnlich geworden und gehört zum Alltag vieler Menschen. Wie kaum eine andere Branche hat sich der Luftverkehr gewandelt und wird sich weiter verändern. Die einstigen Ikonen am Himmel fliegen, wenn sie überhaupt noch abheben, im harten Wettbewerb. Dies verlangt eine ständige Anpassung der inneren Werte und damit der Unternehmenskultur. Die Hintergründe und Vorgehensweisen der Lufthansa werden von einem Insider erläutert.
Vaude ist ein Familienunternehmen, das stark von Werten geprägt ist. Das Bekenntnis etwa zur Nachhaltigkeit und eine entsprechende Vision stehen im Zentrum des Handelns. Das bedeutet auch, dass Konventionen und die Grenzen des Machbaren immer wieder hinterfragt werden. Daraus entstehen Herausforderungen für die Unternehmensführung und die Organisationsentwicklung. Deshalb investiert Vaude gezielt in die Förderung der Vertrauens- und Innovationskultur.
Die Kultur einer Organisation ist kein theoretisches Konstrukt, auch wenn viele Diskussionen zu diesem Thema diesen Eindruck erwecken. Sie beeinflusst das konkrete Erleben vor Ort und damit die Arbeit von Führungskräften und Mitarbeitern – Tag für Tag. Deshalb hat sich die Redaktion die Beurteilungen hinsichtlich der Unternehmenskultur auf kununu, der größten europäischen Arbeitgeber-Bewertungsplattform, angesehen und Chefredakteur Martin Claßen mit einem ihrer Experten gesprochen.
Die Unternehmenskultur hat große Auswirkungen auf Erfolg und Misserfolg von Veränderungsprozessen. Um sie entsprechend berücksichtigen zu können, muss zunächst geklärt werden, wie die vorhandene Unternehmenskultur beschaffen ist. Es gibt viele Instrumente zur Analyse der Unternehmenskultur, denen jeweils ein spezifisches Kulturverständnis zugrunde liegt. Dieser Beitrag stellt vier bewährte Modelle vor.
Veränderungsprozesse werden von Akteuren im und um das Unternehmen initiiert und ausgeführt. Dabei gibt es verschiedene relevante Rollen, die wir Ihnen hier präsentieren. In dieser Ausgabe geht es um den Cultural Evangelist.
Im Verlauf eines Veränderungsprozesses kann prinzipiell alles schiefgehen. So lange eine solche Annahme als Ausgangspunkt für die rechtzeitige Problemvermeidung genommen wird, ist dieses Denken in Worst Cases nicht schlecht. Sich das Schlimmste ausdenken, um dem Ärgsten zu entgehen, – diese Logik ermöglicht eine verblüffend einfache Antizipation von Hürden im Change Management.
Wenn etwas eine Organisationskultur ausmacht, dann sind es die Werte des Unternehmens, heißt es im Change Management. Man muss die Werte aber tiefer hängen, meint der Philosoph Prof. Dr. Andreas Urs Sommer im Gespräch mit Chefredakteur Martin Claßen. Sommer erklärt, warum wir Werte brauchen, obwohl es sie nicht gibt. Diese Aussage ist zweideutig: Einerseits, meint Sommer, hätten wir Werte nötig – „Wir brauchen sie“ im Sinne von „Wir benötigen sie“. Andererseits zeigt er die Anwendung von Werten und verwendet „brauchen“ im Sinne von „benutzen“.
Der Kult um die richtige Kultur von Unternehmen ist wieder da – und diesmal lässt sich der Wert von Unternehmenskultur mit harten Daten belegen. Das zeigen Ökonomen in einer Studie.